Ein Mann, 68 Jahre alt. Sein Bauchfellkarzinom hat ihm fast schon den ganzen Leib aufgefressen. Es bleiben von ihm nunmehr Knochen. Er hat in den letzten Stunden ununterbrochen Krebsflüssigkeit erbrochen und wurde schnell von seinem Sohn ins Krankenhaus gebracht.
Er ist sehr schwach, unterernährt, von Schmerzen geplagt. Im Spital wird er in einem Zimmer gelagert, wo sich die Patienten befinden, die am dringendsten medizinische Hilfe brauchen. In seinem Zimmer mit anderen leidenden Menschen herrschen Schmerz, Leid, Ruhe. Wenig passiert. Draußen ist Chaos. Fast hunderte Menschen warten in der Ambulanz auf eine Behandlung und manche werden auch gewalttätig.
Das Warten scheint kein Ende zu nehmen. Der Mann hat Schmerzen, seine Übelkeit endet auch nicht. Er muss in ein Plastiksäckchen brechen, das ihm seine Frau auf dem Weg ins Spital gegeben hat. Nicht einmal ein Polster hat er bekommen. Da liegt er auf einer Trage. Irgendwie. Irgendwann wird er auch untersucht. Seine Frau wartet draußen und weiß nicht, was mit ihm los ist. Das Telefon ist ihre einzige Verbindung.
Nach fast 12 Stunden Warterei wird er endlich untersucht und bekommt ein normales Bett zugewiesen!
Er liegt im Hauptkrankenhaus einer großen Stadt. Außer dem Bett hat er nicht wirklich viel zur Verfügung. Seine Frau hat für ihn alles eingepackt: Pyjama, Toilettenpapier, Wasser, Obst, Handtücher, Seife und auch Essen. Das Essen ist im Krankenhaus nicht einmal für die Augen eine Freude.
Die Hygiene lässt auch viel zu wünschen übrig. Der Infusionshalter ist schmutzig. Die Gästetoilette hat weder Seife noch Toilettenpapier, der Heizkörper ist verrostet und die Tür fast kaputt.
Die Mittel gegen die Übelkeit wirken. Der Mann hat aber überhaupt keinen Appetit. Die erste Frage seiner Ehefrau an einen Arzt wird mit einem kalten „Was wollen Sie?“ beantwortet. Die Station, in der er liegt, kann für ihn nichts mehr tun. Er wird entlassen. Der zuständige Onkologe soll entscheiden, was zu tun ist.
Der Onkologe meint, es gibt für ihn nichts mehr zu tun. Im Bauch dieses Mannes sammelt sich Wasser. Sein schwacher Körper muss einen riesigen Bauch spazieren tragen. Dieser Bauch drückt seine Innenorgane und verursacht ihm noch mehr Schmerzen. Der Onkologe trifft aber diesbezüglich keine Entscheidung. In seinem Zustand ist nichts mehr zu tun. Die Verwandten müssen sein Schicksal akzeptieren und zuschauen, wie er sich dem Tod nähert.
Der Mann isst immer weniger, er hat Angst, sich wieder zu übergeben. Seine Schmerzen plagen die wenigen Tage, die ihm noch bleiben. Morphium, Morphium. Sogar der Weg zur Toilette wirkt auf ihn wie ein Marathonlauf.
Er kann nicht mehr gehen. Zu wenig Nahrung, zu wenig Kraft. Ein Verein freiwilliger Onkologen und Krankenpfleger wird von der Hausärztin eingeschaltet. Sie kommen zu ihm nach Hause und kümmern sich liebevoll um ihn.
Nun ist er nicht mehr allein mit seinen Schmerzen. Es gibt endlich einen Arzt, der sich freiwillig um ihn herzlich kümmert. Er wird alle paar Tage untersucht, das Wasser (8 Liter) wird aus seinem Bauch entfernt und er erhält endlich Nahrung durch Infusionen. Er kann jetzt ruhig schlafen.
Und im Schlaf gewinnt die Krankheit gegen seinen müden Körper.
Nach so viel Leiden gibt sein Herz den Kampf auf und er schläft friedlich ein.
Ciao, papá!