Leopold Figl und… Italien!

Bei einer Dokumentation von Hugo Portisch über die Geschichte Österreichs bin ich auf die Weihnachtsansprache von Leopold Fiegl am 24. Dezember 1945 im Rundfunk gestoßen:

„Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben, ich kann Euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!“

Englert_Franz_Firma_06_1926Ist sie nicht wunderschön? Die ÖsterreicherInnen können wirklich stolz auf sich sein! Nach dem Krieg haben sie nach vorne geschaut und fleißig gearbeitet! Es wird heute oft und gerne gejammert, aber nach 68 Jahren hat dieses Land einen beneidenswerten Wohlstand erreicht! In jedem Bereich, sei es Wirtschaft, Wissenschaft, Sport, Mode, Technologie, gibt es ÖsterreicherInnen, die sich auszeichnen oder ausgezeichnet haben! Geiger, RedBull, Magna, Bösendorfer, Kapsch, Elin sind bestimmt nur einige Namen, die Österreich in der ganzen Welt bekannt machen!

Auch Italien könnte eigentlich stolz auf ihre weltbekannten Marken sein: Benetton, Armani, Ferrari, Lamborghini, Lancia, Ferrero, Barilla, Chicco und viele andere. Das Land steckt aber im Moment tief in einer politischen und wirtschaftlichen Krise. Ich kann Italien nur wünschen, dass sich jede/-r die Ärmel aufkrempelt und daran arbeitet, um wieder an das eigene Land zu glauben!

Eine Italienerin in Österreich! Das war der Anfang…

Einer Sprache mächtig zu sein heißt nicht unbedingt, die andere Kultur perfekt zu kennen! Gerade die ersten Monate in einem fremden Land können einem Menschen wirklich sehr viel beibringen! Das ist meine Erfahrung:

Hände schütteln. In Italien werden Hände nur in formellen Situationen geschüttelt. Freunde oder Bekannte tun es nicht, um sich zu begrüßen. Das erste Mal, das mir in Österreich die Hand zum Verabschieden gereicht wurde, habe ich dem anderen Menschen einen Sessel in die Hand gedrückt…

Mahlzeit! In Österreich wird die Mittagszeit durch diese Begrüßungsform richtig zelebriert. In Italien zeigen sich Hunger und Mittagspause nicht auf diese Art und Weise. Das erste Mal, dass ich so begrüßt wurde, war ich gerade in einem Bürogebäude für ein Vorstellungsgespräch. Ich hatte gerade etwas gegessen und habe mich sehr geniert, weil ich es als Hinweis empfunden habe, dass mein Mund schmutzig ist! Von mir ist also keine Antwort herausgekommen. Ich habe mich gleich in die Toilette geschlichen und kontrolliert, ob mein Mund sauber ist!

Schuhe ausziehen bitte! In Österreich werden die Straßenschuhe fast immer ausgezogen, wenn man sich lange an einem Ort aufhält. Egal, ob man zu Hause, bei Freunden oder in der Arbeit ist, macht man sich gemütlich. Das erste Mal, dass ich es erlebt habe, war ich mit Freunden auf einer privaten Feier. Ich habe mich richtig gewundert, wie viele paar Schuhe die Hausbesitzer haben, bis mir gesagt wurde, dass ich auch die Schuhe ausziehen soll. Es hat am Anfang Überwindung gekostet. In Italien werden Schuhe auf keinen Fall woanders als zu Hause ausgezogen…

Entschuldigung! In Österreich entschuldigt man sich gleich, auch wenn nur der Verdacht besteht, jemanden unabsichtlich berührt zu haben. In Italien kommt dies sehr selten vor. Es gibt Leute, die die anderen richtig rammen und es nicht einmal merken. Ich werde nie das Gesicht meiner Tante in Italien vergessen, als ich mich bei ihr wegen einer Berührung entschuldigt habe. Wer weiß, was sie sich von mir gedacht hat…

Begrüßen… In Italien ist der Portier in einem Wohngebäude der Freund aller BewohnerInnen! Er ist für jede/-n immer da. Er quatscht alle an und ist bei Bedarf immer bereit zu helfen. Ein Portier ist also einfach ein netter Mensch! Das war meine Einstellung, als ich in Österreich meinen ersten Job in einem Büro in einem Wohngebäude mit Portier angefangen habe. Ich habe den Portier beim Grüßen nett angelächelt und… das Lächeln ist mir gleich vergangen, weil er dies als Anmachversuch empfunden hat!

Fahne_ItalienInzwischen bin ich schon seit 12 Jahren in Österreich und ich fühle mich in beiden Ländern wie zu Hause, aber das Vergleichen endet nie: Manchmal ist es zu Gunsten Italiens und manchmal Österreichs. Das Schöne daran ist, dass ich für mich das Beste aus beiden Kulturen aussuchen kann! Ich bin mir auch sicher, meine zwei Töchter, halb Italienerinnen und halb Österreicherinnen, werden auch nur davon profitieren!

Die Übersetzung als Verbindung zwischen Kulturen

KindergartenDas neue Kindergartenjahr meiner Tochter hat vor ca. drei Wochen angefangen! Die Wände, die Pinnwände, die Fester, die Türen, die normalerweise schön bunt mit Zeichnungen, Dekorationen und Fotos verziert sind, warten, dass alles wieder seinen Lauf nimmt und die Kinder fleißig ihre Fähigkeiten und Kreativität zeigen.

Die Kindergartenpädagogin hat aber dafür gesorgt, dass die Räume sowohl für Kinder als auch für Eltern trotzdem nicht anonym aussehen und hat ein Schild gefertigt, auf dem sie den Familien in vielen Sprachen „herzlich willkommen“ heißt.

Die Sprachen, die sie ausgesucht hat, sind die Muttersprachen der Kinder, die in ihrer Gruppe sind. Es handelt sich um eine kleine Geste, die aber schon beim Lesen ein Wohlgefühl auslöst!

Die Multikulturalität, die in der Gruppe herrscht, wird als Vorteil für die ganze Gemeinschaft hervorgehoben und jeder Erwachsene, der die kurze Botschaft liest, fühlt sich selbst und seine kulturelle Identität gleich angenommen! Die Integration und vor allem die Interaktion unter den Menschen funktioniert auf einmal viel besser!

Die Vermittlung solcher positiven Gefühle ist nur der Übersetzung zu verdanken!

Egal welche Botschaften man übermitteln möchte, egal in welchem Zusammenhang die Kommunikation stattfindet, spielt die Sprache eine wichtige Rolle! Die Verwendung der Muttersprache des Hörers oder des Lesers stellt bestimmt eine Voraussetzung für ein besseres Verständnis und ein offenes Zusammenleben dar.

 

Werner Faymann, Joseph Bucher und… die unbekannten bekannten Modalpartikeln

Modalpartikeln stehen den Deutschsprechenden wirklich sehr nah, aber die Wenigsten  sind sich dessen bewusst! Wenn man das Wort „Modalpartikeln“ erwähnt, folgt höchstwahrscheinlich die Frage, was da genau gemeint ist. Unter dem Begriff fallen bloß, denn, doch, eben, eigentlich, einfach, etwa, halt, ja mal, nur, schon, vielleicht, wohl. Es handelt sich also dabei um Wörter, die sehr oft verwendet werden.

Ihre Wichtigkeit? Sehr hoch! Damit kann der Sprecher seine Gefühle, Erwartungen und Annahmen ausdrücken und seine Einstellung zur Situation aussagen.  Sie werden meistens in der gesprochenen Sprache verwendet. Je informell die Gesprächssituation ist, desto höher ist ihre Verwendung.

Was haben nun die Modalpartikeln mit den Politikern zu tun? Ich habe kein Wahlrecht in Österreich, da ich italienische Staatsbürgerin bin, aber mir ist das Programm auf ORF 2 „Wahl 2013“ mit Ingrid Thurner vor ein paar Tagen nicht entkommen! Die Journalistin hat Joseph Bucher und den aktuellen Bundeskanzler Werner Faymann interviewt. Gerade durch die Verwendung der Modalpartikeln hat die Fr. Thurner ihre Einstellung enthüllt.

Sie benützt oft und gerne Modalpartikeln, aber jedes Mal, dass sie mit dem BZÖ-Spitzenkandidat gesprochen hat, war die Häufigkeit von doch, doch einmal, ja, schon höher als sonst. Dies zeigt, dass sie nicht gerade ein BZÖ-Fan ist.

Die Frage, ob eine Journalistin ihre Einstellung im Rahmen eines Interviews mit Politikern aus verschiedenen Parteien irgendwie zeigen darf, ist dahingestellt. Ich persönlich finde Modalpartikeln ein echt faszinierendes Eigenmerkmal der deutschen Sprache! Es handelt sich um sehr kurze, immer unbetonte Wörter, aber sie üben eine große Macht in der Sprache! War es Ihnen doch bewusst?

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